Nachhaltige Ökonomie. Das geht so leicht von den Lippen und ist dabei so schwierig zu erreichen. Ist unser aktuell sehr kapitalistisches System ja auf Wachstum aus, welches nur durch beständigen und steigenden Konsum gestillt werden kann. Die Frage wie Unternehmen nachhaltig und erfolgreich wirtschaften können, ist eine der wir uns stellen müssen. Eine Frage die, wie so oft, nicht von uns Konsumenten allein, sondern von den Unternehmen selbst beantwortet werden muss und wofür die Politik in der sozialen Marktwirtschaft die Rahmenbedingungen schaffen kann.

Im Januar entdeckte ich auf der Neonyt im Rahmen der Fashion Week das polnische Label NAGO. Noch nicht ganz ein Jahr alt, haben ihre Produkte und vor allem die verwendeten Materialien mich in den Bann gezogen. Zugegeben ist mein Faible für Bodysuits, auf welche sich NAGO spezialisiert hat, auch bekannt. Im Gespräch hat mir auch ihre Wachstumsstrategie und wirtschaftliches Denken gefallen. Man merkt schnell: Da sind Profis am Werk. Experten die ihr Know-How nun einsetzen um mit einem nachhaltigem Label erfolgreich zu sein. Gerne möchte ich euch nun das Label und die Produkte etwas genauer vorstellen.

NAGO besetzt eine Nische.

Nachhaltige Bodysuits, oder einfach nur Bodies, haben zwar auch andere nachhaltige Firmen im Sortiment, jedoch hat NAGO diese zum Kernprodukt erklärt und damit eine Nische besetzt. Die Bodysuits gibt es in vielen verschiedenen Variationen und Farben: Langarm, schulterfrei, Rollkragen, tiefer Rücken, Wickeloptik – da ist für jeden Geschmack was dabei. Das Hauptmaterial ist biologische Baumwolle von einem Produzenten aus der Türkei und gefertigt wird in Polen. Es gab aber auch schon einen aus Tencel. Die Produktpalette wird um passende Produkte wie Hosen, Röcke oder Kleider aus Bio-Baumwolle, Tencel oder EcoVero erweitert. Der Großteil der Kleidung kann problemlos untereinander kombiniert werden.

Die Marke lernt von den Besten.

Im Gespräch mit Jan, einem der Gründer, wurde schnell deutlich das Sie den in Wirtschaftskreisen meist geforderten „Drive“ und das notwendige Know-How für ein erfolgreiches Unternehmen haben. Ohne zu viel zu verraten, kommen beide Gründer und einige Mitarbeiter aus dem High-Fashion Bereich und bringen dementsprechend genügend Wissen über die Modebranche, sowohl Positiv als auch Negativ, mit. Um nur ein paar Beispiele zu nennen wurde z.B. Julia Banas, ein erfolgreiches polnisches Topmodel, als Model für die erste Kollektion angeheuert und die polnische VOGUE war als Partner auch schnell gewonnen. Die Marke hat diesen Sommer vier „Drops“, also vier Teilkollektionen rausgebracht. Diese wurden in geringer Stückzahl produziert, so kann mit überschüssigen Materialien vom Lieferanten gearbeitet werden oder auch mal ein neues Design getestet werden. Das sind für ein junges Unternehmen wie NAGO definitiv finanzielle Risiken, aber brachte die dringend benötigte Publicity für den Launch und die erste Zeit.

NAGO verbindet Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit.

Das polnische Label hat dank der großen Bekleidungsindustrie in Polen und dem niedrigeren Lohnniveau im Vergleich zu Deutschland definitiv einen Heimvorteil, aber Sie wissen es auch gut einzusetzen. Die Preise sind für fair produzierte und nachhaltige Mode absolut tragbar.

Für den Pullover wurde z.B. überschüssiges Material vom Lieferanten in der Türkei verwendet und dann nur so viele Exemplare produziert bis es aufgebraucht war. Das ist sowohl nachhaltig als auch wirtschaftlich sinnvoll und kreiert durch die limitierte Stückzahl Exklusivität und den Eindruck, dass NAGO „ständig was neues“ im Shop hat. Ein Bedürfnis nach immer etwas Neuen, was viele von uns dank Fast Fashion noch zu sehr im Blut haben.

Stand Juli 2019 hat das noch nicht einmal einjährige Unternehmen also bereits einiges erreicht und zeigt sehr gutes Wachstum. Das Arbeitspensum, mit dem das erreicht wurde, fällt da für die Gründer wohl kaum unter Work-Life Balance. Sie können jedoch auf viel Know-How aus der Modebranche zurückgreifen, das Positive für sich nutzen und das Negative ändern. In der Wirtschaft ist der Homo Oeconomicus (also wir) rational, sodass Nachhaltigkeit wirtschaftlich Sinn machen muss, vor allem in unserem aktuellen kapitalistischen System. Inwieweit unser System dann insgesamt das Richtige ist, ist aber eine andere Frage. Dennoch treibt mich die Frage nach einer ernsthaft nachhaltigen Wirtschaft schon länger um und NAGO scheint mir dank des cleveren Wirtschaftens mit kleineren Stückzahlen, Deadstock Materialien und gutem Marketing eine akzeptable Art und Weise des Handelns zu sein. Nebenher produzieren Sie natürlich absolut tragbare und zeitlose Mode, aber überzeugt euch selbst davon auf den Bildern von Domenika Spexard.

Ich freue mich sehr über die Kooperation mit NAGO und bin gespannt wie Sie Nachhaltigkeit und unternehmerisches Handeln auch weiterhin verbinden werden.