Im März diesen Jahres war es soweit: Ich habe mein erstes Tattoo bekommen. Schon ewig fand ich Tattoos an anderen Menschen cool, für mich hatte es sich bis jetzt nur einfach nicht richtig angefühlt. Als dann mein Stiefbruder Marian beschlossen hat Tätowierer zu werden stand sofort fest – er wird mich tätowieren. Das grobe Motiv habe ich mir lange und gut überlegt, um das finale Design hat Marian sich dann bedächtig gekümmert. Ich bin super zufrieden mit meinem Tattoo. Tattoos an anderen finde ich auch weiterhin schön. Dennoch sehe ich Tattoos an vielen anderen Sinnfluencern und komme nicht umhin mich zu fragen: Passen Tattoos und Nachhaltigkeit zusammen?

Disclaimer: Das ist kein Rant, noch möchte ich irgendemanden angreifen. Schließlich bin ich, wie so oft, ein Teil des Problems. Ich lasse euch lediglich an meinem Gedankenkarussel der letzten Wochen teilhaben und würde mich über eure Meinungen freuen.

Bringen wir direkt einmal Butter by the Fische: Tattoos sind nicht wirklich nachhaltig. Wie viel Müll während des Stechens und danach entsteht ist mir natürlich erst bewusst geworden, als ich selbst meins bekommen habe.

Sich ein Tattoo stechen zu lassen könnte man als „selbst gewähltes Leid“ bezeichnen. Man macht es ja freiwillig. Freiwillig lässt man sich die Haut unter Schmerzen aufritzen, mit Farbe füllen, um sich dann mehr oder minder liebevoll mehrere Wochen um die entstandene Wunde zu kümmern. So weit, so dein eigenes Problem.

Doch halt: Offene Wunden benötigen eine sterile Umgebung.

Eine sterile Umgebung während der Session bedeutet:

  • viel Desinfektionsmittel
  • Einmalhandschuhe (und davon einige zum Beispiel bei einer vier Stunden Session)
  • meterweise „Frischhaltefolie“ zum Abdecken
  • Einwegrasierer
  • Pauschpapier zum Aufbringen der Zeichnung
  • Tattoonadeln, weil diese natürlich nur einmal benutzt werden (bei mir waren es zwei)
  •  Verpackung der Tattoonadeln
  • kleine Farbtöpfchen in welchen die Farbe abgefüllt wurde (bei meinem farbenfrohen Motiv waren es glaube 10)
  • die große Verpackung der Tattoofarbe
  • Küchenpapier zum Abwischen der Farbe und des Blutes (bei mir rund 1 ½ Rollen)
  • die Verpackung der Creme danach (ich glaube es war Vaseline)
  • ein Holzstab für das Auftragen der Vaseline
  • Riesenpflaster zum Abdecken danach (ich brauchte zwei)
  • Verpackung der Pflaster
  • Bestimmt noch mehr, was mir jetzt gerade nicht einfällt

Müll welcher bei mir während der Nachsorge des Tattoos angefallen ist:

  • weiterhin viel Desinfektionsmittel
  • Küchentücher zum Trockentupfen nach dem Waschen
  • Frischhaltefolie und fälschlich gekauftes Verbandsmaterialmaterial zum Abdecken
  • Klebeband
  • Sonnencreme mit besonders hohen LSF und Creme für den Rest meines Lebens, wenn mir das Tattoo lieb und teuer ist

Puh. Versteht mich nicht falsch. Natürlich muss die Umgebung so hygienisch wie möglich sein, um eine Infektion zu verhindern. Im Krankenhaus bzw. beim Thema Medizin müssen Dinge steril sein und da geht es oft nicht anders. Wir müssen uns unsere Gesundheit als unser wichtigstes Gut bestmöglich bewahren. Nur ist es nun einmal keine Notwendigkeit sich ein Tattoo stechen zu lassen und damit ist es selbst gemachter Müll der entsteht. Dieser könnte vermieden werden indem man das Tattoo sich, nun ja, einfach nicht stechen lässt. Personal Pleasure halt.

Tattoos haben natürlich ihre Daseinsberechtigung, sind auf ihre ganz eigene Art Kunst und können viel Bedeutung für den Träger haben. Ob ich mir wieder ein Tattoo stechen lassen würde? Definitiv. Die Stelle weiß ich schon, den Tätowierer auch und das Motiv spuckt mir schon fleißig im Kopf rum. Hält mich inzwischen auch der ökologische Aspekt ein Stück weit von einem neuen Tattoo ab? Definitiv.

Vielen Dank an Domenika Dorothea für die Bilder!