Am heutigen Tag sind es fünf Jahre seit der Rana Plaza in Bangladesch aufgrund von massiven Mängeln eingestürzt ist. Ein tragisches Unglück, bei dem 1138 Näher*innen starben und doppelt so vielen Verletzten. Es markiert den absoluten Tiefpunkt unseres hemmungslosen modischen Konsumwahns. Als Erinnerung ist der 24. April der Fashion Revolution Day geworden.

Seitdem ist viel passiert, aber lange noch nicht genug. Fair Fashion, also unter fairen und für den Endkonsumenten transparent produzierte Kleidung, muss schlichtweg unsere Zukunft sein. Für den Fashion Revolution Day 2018 habe ich eine Art persönliche Wunschliste angefertigt. Ich habe niedergeschrieben was ich mir wünsche: Von uns als Konsument*innen, den Marken und von den Influencer*innen, welche sich auf Fair produzierte Kleidung spezialisiert haben.

Konsument*innen:

Ich wünsche mir, dass die Ignoranz und Konsumgeilheit aufhört!

Jedem dürften inzwischen die unhaltbaren Arbeitsbedingungen bekannt sein, unter welchen die meisten Modekonzerne fertigen lassen. Trotzdem kaufen wir mehr Kleidung als je zuvor. Lässt sich der Gedanke doch so einfach beiseiteschieben. So herrschen die unhaltbaren Arbeitsbedingungen in Weit Weit Weg, das coole Shirt jedoch hängt genau vor mir und ein Schnäppchen ist es ja meist auch. Für das 4€ T-Shirt musste jedoch Baumwolle (eventuell gentechnisch verändert) gepflückt werden, diese zu Garn und dann zu Stoff verarbeitet, (unter Einsatz umweltschädlicher Chemikalien) gefärbt, genäht und i.d.R. aus Fernost in die Läden transportiert werden, damit es für diesen Spottpreis gekauft von uns werden kann. Merkste selbst ne?

Ein besonderer Anlass steht an und du hast „nichts zum Anziehen“? Relax. Das ist nur die Konsumgesellschaft die dir vermittelt, dass du ständig etwas Neues brauchst. Mach deinen Schrank auf und werde kreativ. Du kannst aber auch in meinem „Trendreport“ schauen, welche Trends aus den letzten Saisons geblieben sind. Denk dir neue Kombinationsmöglichkeiten aus, färbe, croppe oder bemale das Kleidungsstück, näh Patches drauf oder tanz damit solange Tango, bis dir etwas Geiles einfällt.

Das Ziel muss sein, (radikal) weniger neu produziertes zu konsumieren und das bereits vorhandene besser schätzen zu wissen. Wir kaufen mehr neue Kleidung als je zuvor. Selbst wenn das alles fair produziert ist wäre es schlichtweg zu viel. Von nun an, müssen wir Konsumenten unsere Kleidung richtig pflegen, nicht überpflegen und diese reparieren. Wenn es doch etwas Neues sein muss, dann wenn möglich gebraucht kaufen. Das können wir definitiv!

 

Marken:

Ich wünsche mir noch mehr Transparenz, die sofort Erkennbar ist und aggressiveres Marketing!

Faire, für den Konsumenten*in nachprüfbare Arbeitsbedingungen und Stoffe aus nachhaltiger Produktion sind einfach eine super Sache. Frei nach dem Motto „Tu Gutes und sprich darüber“ muss dem Kunden schnell erkenntlich werden, dass das Kleidungsstück in seiner Hand fair und möglichst nachhaltig produziert ist. Immer öfter entdecke ich fair produzierte Kleidung in Läden neben Kleidung, bei welcher ich keine Info über die Produktionsbedingungen bekomme bzw. das Label schlechtes vermuten lässt (z.B. Made in *füge fragwürdiges Land ein*). Vor allem bei kleineren und unbekannteren Marken definitiv eine Hürde für mich, da ich zwar inzwischen viele Marken kenne, aber bei Weitem natürlich noch nicht alle.

Nicht jeder Kunde hat Zeit und Lust, lange nach möglichen Produktionsbedingungen zu googeln und nicht immer kann man sich auf den Wissensstand der Verkäuferin verlassen. Wenn also Kundin X zwischen zwei großartig aussehenden Kleidungsstücken wählen muss und Kundin X auf Anhieb (z.B. Hangtag, Label) sieht, dass eines fair und am besten nachhaltig produziert ist, welches wird unsere mündige Konsumentin wählen?

Also liebe Marken: Schreibt es bitte auf eure Fahnen, dass eure Kompetenzen „nur“ das fertigen von schicker Kleidung weit übersteigt. Nämlich, dass ihr eure Lieferanten kennt, bei Fragen nach der Herkunft des Kleidungsstückes nicht rot werden müsst, besonders auf hochqualitative Stoffe achtet, gut und gerne die Lieferwege kurz haltet und euch des Wasserfußabdrucks eurer Kleidungsstücke bewusst seid! (Sofern das stimmt natürlich.) Es gibt euch und das dürfen auch ruhig alle wissen.

Influencer:

Lasst uns fair und nachhaltig produzierte Kleidung zum neuen Must-Have werden lassen!

Es muss einfach absolut erstrebenswert werden für den Leser, sich bevorzugt ein neues paar Vejas statt Nikes zu kaufen. Gleichzeit darf es nicht uncooleres geben, als sich nicht für die Kleidung die man trägt zu interessieren und bedenkenlos bei Fast Fashion Ketten shoppen zu gehen. (Ähnlich wie es inzwischen weitestgehend als uncool gilt zu rauchen, nur eben übertragen auf Kleidung)

Dadurch können wir die Marken bestmöglich dabei unterstützen, endlich den Sprung in den Mainstream zu schaffen. Zusätzlich können die nachhaltigen Influencer sich als erste Anlaufstelle für Infos zu Slow Fashion und Fair Fashion Brands profilieren, da hier der Print und die klassischen Modemagazine ordentlich hinterher hängen. Das tatsächliche Ziel unserer Arbeit sollte es aber sein und bleiben: Bewusster und nachhaltiger Konsum muss einfach unendlich hip werden und bleiben!

Damit wir Kleidung billig und en masse kaufen können, bezahlen die Menschen auf der anderen Seite einen viel höheren Preis aufgrund unsicherer Arbeitsbedingungen, Löhne unter dem Existenzminimum und da viele Fast Fashion Marken ihre eigenen Lieferanten nicht kennen, kann Kinderarbeit auch nicht immer ausgeschlossen werden. Dabei haben wir bei der Herstellung der Stoffe, dem Färben und den daraus resultierenden Umweltschäden noch nicht einmal angefangen.

Diese Zustände kann und will ich einfach nie wieder akzeptieren. Niemand muss das mehr. Jeder Kassenzettel ist ein Stimmzettel und kein Kassenzettel ebenfalls. Bleibe oder werde Teil der Fashion Revolution und setze dich für eine bessere Welt ein. Wir sind bereits viele und es werden immer mehr.

 Alle Bilder wurden von Lydia Hersberger, Mitgründerin von Myrka Studios, mit Kleidung aus Ihrer aktuellen Kollektion zu PR Zwecken gemacht. Die Bilder wurden mir zur Verfügung gestellt. Die Kleidung wird aus nachhaltigen Materialien in Deutschland hergestellt. Die Plüschjacke auf dem ersten Bild ist Kreislauffähig.