Die deutsche Bundesregierung hat bis jetzt ein umfassendes Maßnahmenpaket geschnürt, welches speziell KMUs (Klein- und Mittelständischen Unternehmen) helfen soll, doch Selbstständige und Unternehmen können aus verschiedensten Gründen eventuell nicht darauf zurückgreifen. Vielleicht haben Sie keine Vollzeitarbeitskräfte, die Sie in Kurzarbeit schicken oder können finanziell unter Umständen keine weiteren Kredite zurückzahlen. Inzwischen wird auch über einen
Härtefallfonds und eine Lockerung des Insolvenzrechts seitens der Regierung gesprochen. Damit ist vielen Unternehmen, aber leider nicht allen geholfen. Jedes erdenkliche Geschäftsmodell einzuschließen ist natürlich ziemlich unmöglich. Dennoch: Wenn ein Unternehmen zwar Fixkosten, aber auf absehbare Zeit kaum oder keine Umsätze hat, hat es ein massives Problem.

Doch was bringt ein Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten?

Wie auch eine Privatperson kommt ein Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten, wenn nicht mehr genügend Geld vorhanden ist um die entstandenen Kosten zu decken.

Ein Beispiel:

Ich habe mir meinen Traum erfüllt und „Phoenomenals Unverpackt Laden und Cafè“ eröffnet. Es handelt sich um einen physischen Laden in Lüneburg. Ebenfalls habe ich zwei Angestellte auf 450 EUR Basis. Meine betrieblichen Fixkosten („Immer-Da-Kosten“), also meine Kosten die ich jeden Monat unabhängig vom Umsatz habe, sind:

  • Ladenmiete
  • Versicherungen
  • Lohn für meine Mitarbeiter:innen

Doch ich habe nicht nur Fixkosten, sondern auch laufende Kosten die sich aus dem Betrieb des Ladens ergeben (sog. variable Betriebskosten):

  • Strom
  • Wasser
  • Wärme
  • Lebensmittelvorräte für den Laden und das Cafè
  • uvm.

Nun kamen die neusten Beschränkungen im Zuge der Coronakrise. Mein Cafè muss ich schließen, doch als kritische Infrastruktur darf der Teil meines Ladens mit unverpackten Lebensmitteln offen bleiben. Viele meiner Kunden kommen aus Lüneburg und Umgebung. Aufgrund des erhöhten Fahrtweges kommen Sie nicht mehr zu mir in den Laden, sondern bevorzugen näher gelegene Einkaufsmöglichkeiten. Ich habe also nicht nur mit Umsatzeinbußen aus der Schließung des Cafes, sondern sehr wahrscheinlich auch für den Unverpackt Laden zu kämpfen.

Ich würde in den nächsten Wochen also auf wahrscheinlich mehr als 50 Prozent meines normalen Umsatzes verzichten müssen. Dennoch bleiben meine Betriebskosten (Summe ausfixen und variablen Betriebskosten) unverändert, da der Laden offen bleibt. Zusätzlich habe ich Ware bei den Lieferanten bestellt, welche ich bezahlen muss. Ebenfalls möchte ich gerne meine Mitarbeiter:innen halten, kann Sie allerdings nur bedingt weniger Stunden arbeiten lassen. Durch die massiv gesunkenen Umsätze komme ich nun leider in Zahlungsschwierigkeiten. Nun kann man auf Rücklagen zurückgreifen, einen Kredit beantragen oder einen Insolvenzantrag stellen. ODER: Es kommt gar nicht erst soweit.

Ganz einfach erklärt ist dies das Schicksal von vielen Unternehmen aktuell.
Durch eh schon geringere Umsätze besteht für KMU auch kaum die Gelegenheit große Rücklagen zu bilden. Vor allem nachhaltige Unternehmen sind durch die geringere Gewinnspanne aktuell besonders gefährdet. Wir sollten also kleine Unternehmen und Selbstständige bei unserer Solidarität nicht vergessen. Doch wie können wir Sie am besten unterstützen? Hier ein paar Ideen:

1. Kauft (Online) Gutscheine

Lang leben die Gutscheine! Gutscheine bringen aktuell puren Cash-Flow ins Unternehmen ohne groß Kosten für eben jenes zu verursachen. Auch wenn du dein Lieblingssportstudio und Frisör aktuell nicht besuchen kannst, kannst du es dennoch unterstützen. Gutscheine bevorzuge ich über eine exzessive Online-Bestellung von Waren, denn die Post und DHL sollten nicht unnötig belastet werden. (Schont die Infrastruktur!)

Wenn wir aus dem Tunnel wieder raus sind, kannst du dich bei dem Unternehmen mit etwas schönem Belohnen. Gutscheine sind ebenfalls auch eine großartige Geschenkidee für Ostern und anstehende Geburtstage in der aktuellen Situation, da Sie meist auch garantiert virusfrei per E-Mail versendet werden können.

2. Unterstützt den örtlichen Bäcker, Obst- und Gemüsehändler

Auch wenn du Brot im (Bio-)Supermarkt bekommst: Hast du schon einmal das leckere Brot vom Bäcker um die Ecke probiert? Jetzt ist die richtige Zeit dafür und den kleinen extra Spaziergang können wir alle vertragen. Dasselbe gilt für Obst- und Gemüse: Im Supermarkt ist es eventuell ausverkauft, aber der Obst- und Gemüsehändler hat vielleicht noch genau das was du suchst. Hier gilt wieder das Prinzip der kleinen Läden. Wenn wir schon vor die Tür müssen, dann für die guten und wichtigen Sachen.

3. Bestellt beim Restaurant mit Lieferdienst oder geht flott noch selbst abholen

Restaurants dürfen aktuell noch geöffnet bleiben. Nutzt die Chance und bestellt beim Lieblingsrestaurant oder wenn ihr wisst es ist wenig besucht und die Tische haben mindestens 1,5 Meter Abstand geht vielleicht dort Essen. Ihr könnt natürlich bestellen und liefern lassen, aber hier schwirrt mir wieder im Kopf rum „Schützt die Infrastruktur“ a.k.a (aus-)liefernden Menschen.

4. Jetzt ein bisschen Geld sparen und dann nach der Krise extra groß der Kultur fröhnen

Du möchtest oder kannst aktuell nicht Essen gehen? Spare das Geld, welches du in den nächsten Wochen für kulturelle Aktivitäten, Museumsbesuche, Konzerte oder Restaurantbesuche ausgegeben hättest. Wenn wir aus dem Tunnel kommen, kannst du dich dann wieder vergnügt dem kulturellen Leben hingeben. Dein zukünftiges Ich wird es dir danken.

5. Spendet etwas Geld

Für viele Kreative, auch Influencer:innen, bricht aktuell der Großteil der Aufträge für die nächsten Monate weg. Vor allem Personen die sich selbstständig gemacht haben, könnten jetzt in Existenznot kommen. Manche haben Accounts oder Portale auf denen man direkt spenden kann. Eventuell bieten Sie auch Online-Kurse, Presets, Prints, Bücher o.ä. an. Vielleicht hattet ihr ja eh Interesse an einem der angebotenen Produkte – go for it. Now.

6. Gebt Tickets nicht zurück

Kultur ist nicht selbstverständlich. Das merken wir gerade jetzt wo Museen, Kinos, Theater und Opernhäuser geschlossen bleiben und ganze Tourneen von Musikern abgesagt oder oder bestenfalls verschoben werden müssen. Wenn ihr es euch leisten könnt, gebt die Tickets nicht zurück. Dadurch erhalten Veranstalter und Künstler immerhin einen Teil der Einnahmen (zur Deckung der Fixkosten, ihr wisst ja…)

Wenn ihr noch mehr Ideen habt schreibt es mir gerne in die Kommentare.

Ideen und Tipps wie wir so viel Zeit in den eigenen vier Wänden durchstehen können, habe ich euch hier gesammelt.

Die Bilder für diesen Beitrag durfte ich in der schönen Dinkelbackstube der Bäckermeisterin Christa Lutum in Berlin-Charlottenburg machen. Vielen Dank dafür! Auch Hier wurde vorsorglich das Cafè geschlossen, sodass Sie alleine auf die Außer-Haus Verkäufe angewiesen sind.